Interview mit Welcome App Team Mitglied Hendrik

16. März 2016

Hendrik Lösch, leitender Entwickler bei Saxonia Systems und hauptverantwortlich für die Android- und iOS-Variante der Welcome-App, spricht immer wieder gerne auf Fachkonferenzen über die App und alles, was damit technisch aber auch menschlich zusammenhängt. Auch auf der diesjährigen MobileTech Conference in München war es als Sprecher dabei und wurde im Nachgang an seine Session von Tom Wießeckel (jaxenter.de) interviewt. Der vollständige Artikel ist hier zu finden: „Integrationshilfe per Smartphone“

Einige Auszüge des Interviews:

Frage: Herr Lösch, können Sie uns kurz erklären, wer genau hinter der Welcome App steckt?

Hendrik Lösch: Initiiert wurde für das Projekt im April 2015 innerhalb der Saxonia Systems AG durch unser Vorstandsmitglied Viola Klein. Ausgelöst durch die PEGIDA-Proteste war es uns von Beginn an eine Herzensangelegenheit zu zeigen, dass Dresden eine innovative, offene und menschenfreundliche Stadt ist. Mit diesem Anliegen konnten wir dann auch binnen kürzester Zeit die ebenfalls in Dresden ansässige HeiReS GmbH als Kooperationspartner gewinnen, mit dem wir nun schon seit einem Jahr gemeinsam an dem Projekt arbeiten.

Frage: Gerade beim Thema Flüchtlinge gibt es natürlich eine nicht zu verachtende Sprachbarriere, die es zu überwinden gilt. Wie haben Sie das Problem gelöst?

Hendrik Lösch: Bei der Anforderungsanalyse hatten wir den Vorteil, mit Sprachschülern zu arbeiten. Diese haben während eines Sprachkurses gemeinsam mit ihrem Lehrer ihre Anforderungen beschrieben. Auch bei späteren Analysen unserer Prototypen hatten wir den Vorteil, zumindest einen Übersetzer zur Verfügung zu haben. Hinzu kommt, dass sich in unserem Team auch ein syrischer Kollege befindet, der uns sehr mit Arabisch geholfen hat.

Bei den Inhalten haben wir konsequent auf möglichst einfache und leicht verständliche Texte gesetzt, die anfangs noch automatisch, dann durch Freiwillige und zukünftig durch professionelle Übersetzer in die jeweilige Sprache übertragen werden. Darüber hinaus setzen wir auf eine möglichst eindeutige Applikationsstruktur um wenig Raum für Missverständnisse zu bieten.

Frage: Mit welchen weiteren technischen Herausforderungen sahen Sie sich während der Entwicklung konfrontiert?

Hendrik Lösch: Die Besonderheiten der arabischen Sprache haben uns tatsächlich vor so einige technische Probleme gestellt. Dabei verursacht vor allem die veränderte Schreib-Lese-Richtung einige Schwierigkeiten. Weder Cordova noch Ionic unterstützen dies offiziell. Hinzu kommt noch, dass die typischen Editoren, die man als Entwickler nutzt, äußerst unberechenbar reagieren, wenn sich innerhalb einer Datei die Schreib-Lese-Richtung ändert.

Ein weiterer Punkt sind die generellen Übersetzungen unserer dynamischen Daten. Da jede Stadt eigene Adressdaten bereitstellen kann und jene zukünftig in mehr als sechs Sprachen übersetzt werden sollen, mussten wir uns eine Möglichkeit überlegen wie wir dies in einer Hybrid-App realisieren können.

Frage: … und welche nicht-technologischen Hürden mussten Sie nehmen?

Hendrik Lösch: Die größte Hürde eines solchen Projekts ist die Recherche und Pflege der Inhalte. Dabei kann man auf zwei Weisen vorgehen: Entweder man baut eine Redaktion auf, die die Inhalte pflegt oder man bedient sich der Crowd. Wir haben uns für den ersten der beiden Wege entschieden, da man bei Crowdsourcing einen hohen Aufwand für die Qualitätssicherung einplanen muss, sofern man dauerhaft belastbare Informationen bereitstellen möchte. Da das Thema Asyl in Deutschland sehr polarisiert, ist der Aufwand im gegebenen Fall umso höher.

Jener Aufwand relativiert aus unserer Sicht dann auch den eigentlichen Vorteil des Vorgehens – und zwar, dass der Content theoretisch von allein entsteht. Die Redaktion erlaubt es uns darüber hinaus, auch direkt mit Städten und Gemeinden in Kontakt zu treten. Deren Informationen wollen wir in die App integrieren, um einen lokal gültigen Wegweiser für Ankommende in Deutschland bereitzustellen.

Last but not least ist die Finanzierung eines solchen Projekts eine Herausforderung. Dabei ist es nicht so sehr die Entwicklung selbst, sondern der Betrieb und die inhaltliche Pflege, die langfristig finanziert sein wollen. Selbst wenn das Projekt auch ohne Gewinnabsichten betrieben wird, so müssen zumindest die laufenden Kosten gedeckt sein um es lange Zeit am Leben zu erhalten.

Der vollständige Artikel ist hier zu finden: „Integrationshilfe per Smartphone“